Seit 1876 vertreibt der Eva Bieler Verlag in Wien Bühnentexte für den gesamten deutschsprachigen Raum. Das Augenmerk liegt dabei auf bäuerlichen LustspielenSchwänken, Kriminalkomödien sowie nicht ländlichen Einaktern und Sketches. Darüber hinaus umfasst das Verlagsprogramm DramenKomödienMusicalsSchauspieleVolksstückePossendramatisierte MärchenKinderstückeMuttertags- und Weihnachtsstücke.

Neu im Programm ist das Bausteintheater.

Bieler Verlag hieß er ja nicht immer…

Im Jahre 1876 gründete Georg Stubenvoll einen Theaterverlag samt Kostümverleih - das „Literarische Theaterbureau“ - mit Sitz am Getreidemarkt. Er muss eine schillernde Persönlichkeit gewesen sein, dieser Herr Stubenvoll: Ein gut aussehender Mann mit eisgrauem Spitzbart, Mitbegründer des österreichischen Urheberrechts (bis dahin war geistiges Eigentum rechtlich nicht geschützt), der es bis zum Direktor des Theaters in der Josefstadt brachte. Es ist aber auch überliefert, dass er kurze Zeit im Gefängnis einsitzen musste.

Eine junge Dame (eine Verwandte?) namens Leopoldine Kolb, die sich schon im Büro des Verlags verdient gemacht machte, übernahm nach dem plötzlichen Tod des kinderlosen Verlagsleiters das Geschäft. Man muss sich vorstellen, was dies im Jahr 1906 bedeutete: Eine 26jährige Frau als Verlagschefin. Sie war sehr tüchtig, setzte die Arbeit ihres Vorgängers zielstrebig und konsequent fort und übernahm für andere Verlage den Subvertrieb in fast allen Kronländern der Monarchie. Sie heiratete den akademischen Maler Hans Fuchs sen., einen Bruder der legendären Frau Anna Sacher. Dieser war ein Schüler Hans Canons und wirkte mit seinem Lehrer bei der Freskierung des Kunsthistorischen Museums mit. Er arbeitete auch viel für die Familie Batthiany. Im Jahr 1911 kam der einzige Sohn des Ehepaares, Hans Fuchs jun., zur Welt. Fünfzig Jahre leitete Frau Kolb, verehelichte Fuchs den nunmehr Leopoldine Fuchs Verlag genannten Betrieb, den sie vom Getreidemarkt in die nahe gelegene Köstlergasse übersiedelte.

Sie meisterte auch die schweren Jahre der Weltkriege und der Nachkriegszeit bravourös. Jüdische Verlage, die während des zweiten Weltkriegs von deutschen und österreichischen Unterstützern der Nationalsozialistischen Partei übernommen wurden, hatten nach Kriegsende keinen Chef mehr. Während der Suche nach den ursprünglichen Eigentümern benötigte man jemand, der diese Verlage in der Zwischenzeit weiterführte. Frau Fuchs, die nie die NSDAP und ihre Ideologie unterstützte, wurde mit dieser wichtigen Aufgabe betraut.

Nach ihrem Tod im Jahr 1956 übernahm Hans Fuchs jun. den Verlag. Er hatte nicht nur gute Kontakte zu verschiedenen Dirigenten wie Prof. Paulik und Prof. Bauer-Theussl, die Operetten „modernisierten“ sondern kannte auch die Intendanten der Festspiele von Bregenz und Mörbisch, mit denen er gute Verträge schließen konnte. Im Jahr 1966 wurde Offenbachs Operette „Die schöne Helena“ in einer textlich modernisierten Fassung des Fuchs Verlags bei den Bregenzer Festspielen aufgeführt. So manches Stück des Verlags wurde auch im Fernsehen gezeigt. Oft waren es Aufführungen der Breinößl Bühne in Innsbruck, die aufgezeichnet wurden. Das große Interesse am Schutz der geistigen Rechte war eine Tradition, die in der Geschichte des Verlags erneut auftauchte. Bis Ende der 1950er Jahre gab es in Österreich keinen kollektiven Schutz der mechanischen Vervielfältigungsrechte an Theaterstücken. Am 24. April 1959 wurde die “Literar Mechana” von Persönlichkeiten wie dem Autor Prof. Vinzenz Chiavacci, dem Verlagsleiter Hans Fuchs und den Anwälten Prof. Dr. Wilhelm Peter und Dr. Hans Perner gegründet. Für seine Mitwirkung an der Gründung der Verwertungsgesellschaft und seines Engagements als Präsident derselben im Jahr 1976 wurde Hans Fuchs der Professorentitel verliehen. Er war auch mehrere Jahre Präsident des Bühnenverlegerverbandes.

Im Jahr 1979 übergab Prof. Fuchs einen Teil des Verlags (das Österreich-Geschäft) an Frau Ingeborg Bieler, die Schwiegertochter seiner Gattin. Frau Bieler übernahm nach dem Tod von Prof. Fuchs im Jahre 1980 den restlichen Verlag, der seither Ingeborg Bieler Verlag hieß. Ein gütiges Schicksal ersetzte die fehlenden Aufführungen von Operetten durch das Fernsehen. Es gelang Frau Bieler Verträge mit verschiedenen privaten und auch öffentlichen TV-Anstalten abzuschließen. Besonders hervorzuheben ist die Zusammenarbeit mit Steiners Theaterstadl. Diese Geschäftsbeziehung besteht nun schon seit bald 40 Jahren. Auch kamen neue Autoren zum Bieler Verlag, um das erfolgreiche Triumvirat Hans Lellis, Emil Stürmer und Hilde Eppensteiner zu ergänzen. Nach 25jähriger Tätigkeit als Verlagschefin übergab Frau Ingeborg Bieler am 1.1. 2005 den Verlag an ihre Tochter Eva Bieler, in deren Händen das weitere Schicksal des Unternehmens nun liegt. Ihre ersten Schritte nach der Übernahme waren die Aufrechterhaltung der guten Geschäftsbeziehungen zu den bereits bestehenden Bühnen und Autoren sowie die Modernisierung/Digitalisierung des Verlages mit dem Ziel seinen traditionellen Wurzeln treu zu bleiben. In einem zweiten Schritt arbeitet die junge Bielerin an der Steigerung des Bekanntheitsgrades des Verlags sowie an der Ausweitung der Geschäftskontakte.

Der Eva Bieler Verlag pflegt u.a. Geschäftsverbindungen mit dem Deutschen Theaterverlag in Weinheim (D), dem Reinehr Verlag (D), dem Plausus Verlag (D), Arno's Theaterladen (D), dem Breuninger Verlag (CH), dem Toneel Verlag (NL), dem Österreichischen Bundesverband für Außerberufliches Theater (Ö) und dem Südtiroler Theaterverband (I).

Einige der Stücke (zB.: "s' narrische Alter") wurden mittlerweile sogar in Buenos Aires mit großem Erfolg aufgeführt. Andere Stücke (zB.: "Alois, wo warst du heute Nacht") wurden in das Ostfriesische Plattdeutsch oder Elsässische (zB.: "Ein Sechser für einen Seitensprung") übersetzt. Aufführungen von "Vinzenz in Nöten", "Der flotte Jonathan", "Der Sündenfall" und viele mehr wurden von verschiedensten Fernsehstationen ausgestrahlt.

Bühnen wie Steiner's Theaterstadl und das Berchtesgadener Bauerntheater zählen zu den bekanntesten und treuesten Kunden.

In einem Inserat für die Hernalser Bezirkszeitung schrieb Frau Ingeborg Bieler den Satz: „In Hernals gedeiht all’s“, dem wäre nun hinzuzufügen „... und in Unterlaa a“. Wollen wir hoffen, dass die Kunden dem Verlag weiterhin die Treue halten und junge Autoren für den Verlag gute und zugkräftige Stücke schreiben, wie z.B.: Monika Steiner, eine passionierte Tiroler Schriftstellerin.